Dr. Marko Neumann und Susanne Böse vom DIPF berichten davon, wie sie das Berliner Bonus-Programm wissenschaftlich begleiten. Mit dem auf mehrere Jahre angelegten Programm will das Land Berlin Schulen in besonders schwieriger sozialer Lage mit zusätzlichen finanziellen Mitteln helfen, ihre Schülerinnen und Schüler besser zu fördern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DIPF schauen sich diese Initiative genauer an. Mit ersten Ergebnissen ist schon bald zu rechnen.
Was haben Sie sich für die wissenschaftliche Begleitung des Bonus-Programms vorgenommen?
Neumann und Böse: Wir nehmen eine prozessbegleitende und eine ergebnisbezogene Perspektive ein. Das heißt, wir möchten mit unserer BONUS-Studie einerseits untersuchen, wie das Programm in den Schulen konkret umgesetzt wird und an welchen Stellen es eventuell Optimierungsbedarf gibt. Andererseits interessiert uns natürlich, zu welchen Wirkungen die Initiative führt. Die Schulen sind ja relativ frei darin, wofür sie das Geld verwenden – zum Beispiel für Schulsozialarbeit oder für Fortbildungen. Insofern ist es besonders spannend zu beobachten, inwieweit die Einrichtungen in der Lage sind, erreichbare und operationalisierbare Ziele zu definieren und auch inwieweit eine zusätzliche finanzielle Unterstützung in bisher kaum vergleichbarem Ausmaß tatsächlich zur Steigerung der Schulqualität beiträgt.
Mit welchen Herausforderungen rechnen Sie vor allem?
Eine Hauptherausforderung ist sicherlich, dass mit dem Programm und somit auch mit der Studie gewissermaßen Neuland betreten wird. Es gibt bislang kaum bildungspolitische Maßnahmen oder wissenschaftliche Begleitungen, an denen wir uns orientieren könnten. Vieles wird sich daher erst im Prozess erschließen. Für uns als Forschende ist das aber auch ausgesprochen aufregend und motivierend, weil wir so das wissenschaftliche Grundlagenwissen zu den untersuchten Fragen erweitern können. Des Weiteren wird es anspruchsvoll, die Zielvorstellungen der Schulen qualitativ zu bewerten, da wir von deren Seite mit einer großen Heterogenität der initiierten Maßnahmen rechnen. Nicht zuletzt müssen wir darauf achten, die Schulen durch die Studie nicht zu sehr zu belasten, gerade weil auf sie im Zuge des Bonus-Programms sowieso weitere Arbeit in Form der Verwaltung der zusätzlichen finanziellen Mittel zukommt.
Und wie gehen Sie im Einzelnen vor?
Zu drei Messzeitpunkten führen wir Befragungen und Interviews mit den Leitungen und Lehrkräften der Schulen durch, die an dem Projekt teilnehmen. Darüber hinaus vergleichen wir zentrale Statistiken zur Beschreibung des Bildungserfolgs – wie etwa Abschlussquoten – von beteiligten und unbeteiligten Schulen. Um das Bild abzurunden, befassen wir uns auch mit Daten zu den Berliner Schulkindern selbst. Sie stammen aus einer anderen Begleituntersuchung, der BERLIN-Studie, und geben zum Beispiel Auskunft über die Leistungsentwicklung und die Motivation der Kinder.
In einem Zwischenbericht wollten wir bereits Ende dieses Jahres erste Ergebnisse der Studie aufbereiten. Dabei werden die Bewertung des Programms durch die Beteiligten und ihre Erwartungen, aber auch seine Umsetzung an den Schulen sowie die Beschreibung der Schülerschaft von Schulen in schwieriger Lage im Mittelpunkt stehen. 2018 folgt dann der Abschlussbericht, der sich verstärkt den Resultaten des Programms widmet.
Der Schwerpunkt des kommenden Institutsmagazins DIPF informiert Nr. 22 dreht sich um wissenschaftliche Evaluationen von Bildungsreformen. Einer der Berichte befasst sich auch eingehender mit der BONUS-Studie und der Arbeit von Marko Neumann und Susanne Böse.