Im Interview beschreibt Professor Dr. Johannes Hartig, wie und warum sich ein außeruniversitäres Institut wie das DIPF in der Hochschul-Lehre engagiert. Er zeigt auf, welche Vorteile das für alle Beteiligten mit sich bringt und in welchem Umfang und in welchen Fächern das Institut Lehrveranstaltungen anbietet. Und manchmal führt der Weg aus einem solchen Seminar bis in die Wissenschaft, wie Professor Hartig von einer ehemaligen studentischen Hilfskraft zu berichten weiß.
Warum engagiert sich ein Forschungsinstitut wie das DIPF in der Lehre?
Hartig: Zum einen hält die Beteiligung an der Lehre das Verhältnis zum Fachbereich aufrecht. Da wir ein interdisziplinäres Institut sind, sind das ganz unterschiedliche Fachbereiche an unterschiedlichen Universitäten. Unsere Professorinnen und Professoren sind zur Lehre verpflichtet. Da jede der DIPF-Professuren an einem Unifachbereich angesiedelt ist, ist damit selbstverständlich ein Lehrdeputat verbunden. Aber nicht nur wir Professorinnen und Professoren geben Seminare und halten Vorlesungen, auch unsere Post-Docs und Promovierenden sind beteiligt. Für sie ist diese Beteiligung ein wichtiger Teil ihrer wissenschaftlichen Qualifikation – wer plant, am DIPF zu habilitieren oder seine Doktorarbeit zu schreiben, kann also durchaus auch Lehrerfahrung sammeln. Wir haben in vieler Hinsicht sehr gute Arbeitsbedingungen für die wissenschaftliche Qualifikation. Deshalb ist es uns außerdem wichtig, dass unserem wissenschaftlichen Nachwuchs in der weiteren Laufbahn kein Nachteil entsteht, nur weil er nach der Qualifikationsphase ohne Lehrerfahrung dastünde. Noch etwas: Unsere Qualifikanten bekommen formale Lehraufträge, die zum Teil sogar vergütet sind – wie ein Nebenjob sozusagen.
In welchem Umfang findet die Lehre durch DIPF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter statt?
In den letzten zwei Jahren haben DIPF-Forscherinnen und -Forscher 125 Lehrveranstaltungen gegeben. Das sind also rund 30 Veranstaltungen pro Semester. Etwas mehr als die Hälfte der Lehre wird an der Goethe-Universität Frankfurt angeboten, hinzu kommen viele Veranstaltungen an Berliner und Darmstädter Hochschulen. Das Gros der Lehre entfällt natürlich auf Erziehungswissenschaftliche und Psychologische Studiengänge, aber es werden auch einige Veranstaltungen in Informationswissenschaften und Informatik angeboten.
Was können Sie den Studentinnen und Studenten in Ihren Seminaren mitgeben?
Ich für meinen Teil kann sagen, dass sich durch die Modularisierung, die es jetzt gibt, die Möglichkeiten der inhaltlichen Gestaltung der Veranstaltungen reduzieren. Die Lehre, die wir anbieten, muss das betreffende Modul bedienen. Also kann ich nur sehr schwer hingehen und sagen: Ich biete jetzt eine Lehrveranstaltung an zu Dingen, in denen ich eine Expertise habe, die ganz toll zu meiner Forschung passt. Doch auch in dem begrenzen Rahmen, der mir zur Verfügung steht, gibt es Veranstaltungen, bei denen ich Material aus meiner eigenen Forschung einfließen lassen kann.
Was könnte das beispielsweise sein?
Ich unterrichte Psychologie in der Diagnostik und der psychologischen Methodenlehre, da bietet es sich an, mit Beispielen aus Bildungsforschungsstudien den abstrakten Stoff zu illustrieren. Die Methoden, um die es dort geht, wende ich selbst regelmäßig an. Die Anwendungsbeispiele kommen dann oft aus meiner eigenen, aktuellen Arbeit.
Was nimmt man selbst aus einer Lehrveranstaltung mit?
Wenn man sich am DIPF umsieht, stellt man fest, dass Studierende eine wichtige Rolle bei unserer Arbeit spielen. Viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beginnen ihre Laufbahn mit einem Praktikum, mit Hilfstätigkeiten oder schreiben ihre Abschlussarbeiten im Rahmen eines unserer Projekte. Die Seminare an der Uni sind für uns natürlich auch Zugang zu den Studierenden. Ein Beispiel: Dominique Rauch, die jetzt hier Juniorprofessorin ist, habe ich mal als Hilfskraft in einem Diagnostikseminar angeworben. Das ist kein Einzelfall. Abgesehen von Dominique gibt es noch mehrere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt hier als Post-Doc oder in anderer Funktion sind – und die irgendwann mal über ein Praktikum oder eine Hiwitätigkeit angefangen haben.
Welches Seminar bieten Sie im laufenden Sommersemester an?
Im Sommersemester unterrichte ich Forschungsmethoden im Master und Statistik im Bachelor Psychologie.